Minimalismus und Tiki: das sind die beiden Philosophien, auf die ich meine Ideen herunterbreche und mit denen ich meinen Stil verkörpere.
Ich höre euch jetzt schon sagen: „Hä, was ist das denn für ein Gewäsch, wie will er das denn machen?“ Doch ich hoffe am Ende dieser kurzen Episode werdet ihr einen Teil meines Standpunktes verstehen.
Minimalismus
Substantiv, maskulin – bewusste Beschränkung auf ein Minimum, auf das Nötigste
Minimalismus: Gemäß dem Wörterbuch der deutschen Sprache, umschreibt das Wort Minimalismus die Beschränkung auf das Nötigste. Aus diesem Grundsatz heraus haben sich zunehmend mehr und mehr Stile entwickelt. So zum Beispiel das Konzept des Bauhauses in der Architektur, Minimal-Art in der bildenden Kunst, oder aber in den letzten Jahren durch die moderne Küche verbreitet der Nordic Cuisine-Stil. Während man sich in der Architektur und Kunst zumeist auf klare geometrische Formen und Linien bezieht, so findet man in der Küche vor allem den Drang hin zu Transparenz: bezüglich Anbau und Verarbeitung der Ausgangsprodukte, deren Regionalität, etc.
Aus diesem Ansatz heraus, kann ich meine Idee bezüglich Minimalismus an der Bar beschreiben. Ziel ist die Beschränkung auf das Nötigste, auf das was man unbedingt braucht um Stimmigkeit zu erzeugen und einen Drink zu kreieren, dessen Gesamtaroma und nicht das Aroma der Hauptspirituose in den Schatten stellt, sondern dieses vornehmlich unterstreicht. Demzufolge hat also jede Zutat einen speziellen Zweck. Dies kann auf ganz unterschiedliche Arten funktionieren. Die wohl einfachere Möglichkeit ist die Kombination gleicher oder ähnlicher Aromenpaare, die etwas kompliziertere, das Spiel mit klaren Gegensätzen. Verdeutlichen möchte ich dies an einigen Beispielen.
Fangen wir zunächst mit der Kombination ähnlicher Aromenpaare an. Im Zuge eines Wettbewerbs war es nötig ein Drink für die Marke Angostura zu kreieren, die neben dem wohl allseits beliebten Cocktail-Bitter, noch ein unglaublich vielseitiges Portfolio an Rum vorweist. Nun ja, wie dem auch sei, der Griff viel hierbei zu Angostura 1919, anhand dessen ich mein erstes Beispiel verdeutlichen möchte. 1919, ein Rum der vornehmlich mit einer kräftigen Süße, viel Karamell, tropischen Früchten und einer angenehmen Würze glänzt.
5cl Angostura 1919, 1Bl Créme de Banane, 1Bl Creme de Cacao, 1BL Limette
Nimmt man all das als Ausgangspunkt, so kann man für sich sagen, dies möchte ich herausstellen, diese Aromen sind es, die den Drink vornehmlich dominieren sollen. Um am Ende nicht eine überladene Aromenbombe hinzuknallen, kombinieren wir sparsam. Für einen Corn‘n‘Oil Twist, Angostura 1919, Cremé de Banane, Cremé de Cacao und einen Spritzer Limette. Die Banane drückt uns die tropischen Früchte heraus, der Cacao, unterstützt die Würzigkeit, ohne mit überbordender Süße zu dominieren und der Limettensaft lockert uns das Ganze etwas auf und sorgt für die nötige Frische. Das Endprodukt ist ein Drink, der den Rum noch deutlicher in den Vordergrund stellt und dessen Grundaromatik um ein Vielfaches verstärkt.
Erdbeer-Portwein,
Laphroaigh 10, Tonic
Der andere Weg ist die Verstärkung durch Kontrast, den ich an folgendem Beispiel verdeutlichen möchte. Das Smoked Port Tonic, ein sehr einfacher und recht simpel anmutender Longdrink. Hierbei kommt die Verstärkung durch den Kontrast von Süße und Fruchtigkeit mit kräftigem Rauch und Torf. Die Basis legt eine Tawny Port-Erdbeer-Infusion, sie gibt uns den Grundstein. Kombiniert wird das Ganze mit dem kräftig, rauchig, torfig, phenoligen Laphroaigh 10. Dadurch kommt es zu einer beiderseitigen Verstärkung, die fruchtigen Noten kombinieren sich sehr gut mit den Aromen des Whiskys, während dieser die Süße des Portweines gekonnt einfängt und abmildert. Kombiniert mit einem Tonic ergibt sich ein herrlich erfrischender Longdrink, der je nach Jahreszeit die Lust auf ein Lagerfeuer oder einen mollig warmen Kamin verstärkt.
Laphroaig Brodir Port Wood Finish, The Arran Port Finish, Glenmorangie Quinta Ruban
Diverse Abfüllungen wie Laproaigh Brodir, Arran oder Glenmorangie mit dem Quinta Ruban zeigen, dass die Kombination von Port und Whisky auch so funktionieren kann.
Ich hoffe diese Beispiele haben etwas verdeutlicht, was ich mit Minimalismus meine. Es geht mir nicht darum sich auf „wenig“ zu reduzieren, sondern nur auf das Nötigste zurück zu greifen. Der noch ausstehende Exkurs, wie sich das mit dem Faible für Tiki kombinieren lässt, folgt in Kürze.