Das Experiment mit der roten Beete und dem Tikidrink muss noch etwas auf sich warten lassen, da ich zuletzt wenig Zeit und Muße hatte zu experimentieren. Mal kam da etwas dazwischen, dann hatte ich, zum Glück, viel Arbeit und nun kam mir dieser Beitrag noch in den Sinn.
Demut
Substantiv, feminin – in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit
Seit nun mehr einem Monat habe ich einen neuen Kollegen und er ist wirklich super in dem was er tut. Er ist noch kein richtiger Gastgeber aber er ist vor allem stark darin Menschen zu unterhalten und polarisieren. Etwas was mir oft abhanden geht, da ich ja doch recht unscheinbar wirken kann. Aber das, so sagt man, soll ja nicht unbedingt die schlechteste Eigenschaft sein, um erfolgreich an den Brettern der Welt zu stehen. Bis dem soweit ist, fließt jedoch noch etwas Wasser die Donau hinab. Ein Gespräch mit Ihm über seinen Antrieb und sein Begehren, weswegen er zunehmend mehr als Barkeeper arbeiten möchte, brachte mich jedoch mal wieder dazu meine Grundthesen zu überdenken, weil diese nach dem Gespräch mal wieder ein wenig in ihren Grundfesten erschüttert wurde und meine feine romantische Vorstellung des Barkeepers angekratzt hat.
Der Mann an der Bar, so wissen wir alle, muss vieles können. Was bei vielen meiner jüngeren, aber auch ähnlich alten Kollegen oft ganz und gar unter den Tisch fällt ist die Demut.
Der Mann an der Bar, so wissen wir alle, muss vieles können. Da haben wir die Gastfreundschaft (it’s all about the hospitality), die Verkaufsförderung (Upselling) und etwas, was mir aufgefallen ist, was bei vielen meiner jüngeren, aber auch ähnlich alten Kollegen oft ganz und gar unter den Tisch fällt: Die Demut.
Je mehr man sich mit Kollegen unterhält, desto mehr fällt auf, dass die meisten irgendwann sagen sie seien doch eigentlich viel besser als XY und wollten bald noch besser als YX sein. Sie haben hier mitgemacht und dies und das gewonnen und überhaupt haben sie jenes schon gesehen und erlebt. Wenn man dem so zuhört, klingt das meist wie: „mein Haus, meine Frau, mein Auto…“
Ich persönlich habe nichts gegen Wettbewerbe, doch ich habe etwas gegen den Zweck. Mich stört es sich über Wettbewerbe profilieren zu wollen.
Ich habe nichts gegen Wettbewerbe[…] Mich stört es sich über Wettbewerbe profilieren zu wollen. Wir befinden uns in der Höchstphase der Barkultur und müssen uns noch immer hinstellen und sagen: „Naja ich hab den längsten, den dicksten und den tollsten.“
Ich denke das liegt zum einen daran, dass mir mangelnder Ehrgeiz nachgesagt wird. Aber sollte ein Wettbewerb und dessen Vorbereitung nicht eigentlich dazu genutzt werden uns weiter zu Formen, unsere Handschrift weiter zu entwickeln, uns dazu zu führen, dass wir am Ende des Tages unsere eigene Idee umsetzen und uns neu erfinden? Sollten wir nicht vielmehr dazu übergehen miteinander die Weiterentwicklung zu starten, als gegeneinander anzutreten? Stattdessen befinden wir uns aktuell in der Hochphase der Barkultur. Wir verfügen über die qualitativ besten Spirituosen, mit nahezu weltweiter Verfügbarkeit und über die Möglichkeit uns innerhalb von Sekunden via Internet untereinander global auszutauschen. Wir haben Techniken für uns entdeckt und verworfen und wieder entdeckt, die auf zu zählen ein eigener Beitrag wäre. Aber müssen uns ohne Spaß immer noch zum Sch***vergleich hinstellen und sagen „naja ich hab den längsten, den dicksten und den tollsten.“
Ein durchaus bewährtes Tool der freien Wirtschaft ist es -um sich über neue Ideen und Projekte zu erkundigen- Treffen zu veranstalten. Diese werden dann zumeist von einem Personenkreis moderiert während das Fachpersonal aus verschiedenen Bereichen zuhört, um schließlich nach und nach das Wissen was sie bereit sind, Preis zu geben. Zu beginn ist dies meist sehr zögerlich, am Ende jedoch zunehmend spannender, da man merkt: Je mehr man anderen Wissen und Möglichkeiten eröffnet, desto mehr geben diese zurück. Es ist also eine Win-Win Situation, bei der man sehr vieles dazu lernen kann, wenn man nur möchte. Natürlich wird der CEO von Intel nicht zu Lisa Su von AMD gehen und ihr erklären wie man den neuen Microprozessor 1:1 entworfen hat, noch wird Dieter Zetsche von Mercedes Benz zu Matthias Müller von Volkswagen gehen und diesem erklären wie weit sie tatsächlich mit der Elektromobilität sind. Noch wir er ihn fragen, was sie in Bezug auf ihre Dieselproblematik so wirklich getan haben.
Ich finde es ist Zeit die Ellenbogen weniger auszufahren, sich in kleinen wechselnden Arbeitsgruppen einander auszutauschen und so das Erbe der erfolgreichsten Zeit der Barkultur voran zu treiben
Aber zurück zum Thema: Ich finde es ist Zeit die Ellenbogen etwas weniger auszufahren und nicht alles so verbissen zu sehen. Sich wieder dem zu widmen was doch eigentlich die Idee des Hubertus Rat war: In kleinen wechselnden Arbeitsgruppen zusammen einander auszutauschen und so das Erbe der erfolgreichsten Zeit der Barkultur voran zu treiben. Es ist an der Zeit das aufgesetzte Gehabe abzulegen und zu erkennen, dass wir nicht vollkommen sein können. Sondern uns stetig weiter entwickeln müssen.
Word Up!